Erfolg

Zürich ZH: Theatersaal Pfauen

Am 18. November 2020 hatte der Stadtrat von Zürich bekanntgegeben, dass er das Zürcher Pfauentheater abreissen will und an dessen Stelle einen Ersatzneubau plant. Gemeinsam mit einem engagierten Komitee haben der Zürcher und Stadtzürcher Heimatschutz diesen höchst fragwürdigen Entscheid bekämpft. Im März 2022 fiel der politische Entscheid im Gemeinderat: Der historisch wertvolle Pfauensaal soll erhalten bleiben.

Der Zürcher Gemeinderat versenkt die Idee, das Schauspielhaus Zürich abzureissen

Im Sommer 2018 präsentierte der Zürcher Stadtrat das Vorhaben, den historischen Theatersaal des Schauspielhauses Zürich durch einen Neubau zu ersetzen. Der Widerstand blieb nicht lange aus. Das Stadtzürcher Parlament reagierte und verlangte vom Stadtrat, er müsse in Varianten denken.

Nach mehr als einem Jahr Funkstille gelangte die Stadtzürcher Regierung mit neuen Argumenten und demselben Vorschlag wiederum an die Öffentlichkeit: Das Schauspielhaus müsse abgebrochen werden. Nur mit einem vollständigen Abbruch liesse sich zeitgemässes Theater unter tragbaren Arbeitsbedingungen inszenieren.

Nicht nur für den Heimatschutz stellte die sture Haltung des Stadtrates einen Akt der kulturellen Ignoranz dar: Der Theatersaal strahlt nicht nur eine einzigartige Magie aus, sondern besitzt eine historische Bedeutung, die kaum hoch genug einzustufen ist. Hier fanden die grossen Erstaufführungen von Max Frisch und Friedrich Dürrenmatt statt. Hier leistete das Theater vor und in der Zeit des Zweiten Weltkriegs Widerstand gegen die Nazidiktatur.

Im März 2022 erteilte der Gemeinderat der Stadtregierung eine Abfuhr und bekannte sich für den Erhalt des historischen Kulturdenkmals: Die Innereien des Schauspielhauses können und sollen umfassend ertüchtigt und erneuert werden. Die Substanz des Pfauensaals soll mit grossem Respekt behandelt werden.

Dieser politische Erfolg ist das Resultat eines breiten Bündnisses. Dem Zürcher und Stadtzürcher Heimatschutz ist es zu verdanken, dass früh und mit grossem Engagement ein starker Widerstand aufgebaut wurde.

Update September 2024 – Die Stadt Zürich und die Schauspielhaus Zürich AG informieren: Das Schauspielhaus expandiert — der Theatersaal bleibt erhalten

Endlich sind die Eckdaten bekannt und der Heimatschutz darf sich freuen: Der Theatersaal bleibt, das Schauspielhaus erhält um 1470 m2 mehr Fläche. Für die Gesamtinstandsetzung wird der Projektwettbewerb im selektiven Verfahren lanciert. Das sind die Bausteine des Wettbewerbsprogramms: Der Pfauensaal soll schöner und besser zur Geltung kommen. Die bis jetzt den Saal überstellenden Beleuchtungskörper werden diskreter platziert. Die drei historischen Theaterdecken — die erste von Chiodera & Tschudy 1888/89, die zweite von Fellner & Helmer 1899 und die dritte von Pfleghard & Haefeli 1926 — sollen erhalten bleiben. Um die Sichtachsen von jedem Platz aus zu verbessern, wird das Parkett ausgeräumt und die Bühne um 80 Zentimeter abgesenkt. Dabei wird die Akustik verbessert und die bisherige Zahl von 760 Plätzen auf mindestens 600 gesenkt.  

Ein urbanes Fenster zur Stadt wird geschaffen: Das Foyer wird um die Fläche des Restaurants im Eckhaus sowie Flächen im ersten Obergeschoss erweitert. Damit entsteht ein vielseitig bespielbarer Ort aus Foyer, Restaurant und Kantine, der dem Publikum den ganzen Tag zur Verfügung stehen soll, auch für kleinere Veranstaltungen wie Lesungen oder Empfänge. Die Tradition der Pfauenbühne als Fluchtort, Emigrantenbühne, Widerstandsort gegen den Faschismus und Schauplatz zahlreicher Uraufführungen von Bert Brecht bis Max Frisch und Friedrich Dürrenmatt soll Präsenz erhalten durch periodisch neu einspielbare Installationen von Kunst und Bau.

Das ist geplant: 
Mit der langen Realisierungszeit sind noch einige Hürden zu nehmen. Der Schutzumfang ist noch festzulegen. Bis September 2025 wird das zur Realisierung kommende Projekt von der Wettbewerbsjury ausgelobt. Der Gemeinderat wird den Projektkredit zuhanden der Volksabstimmung festlegen, die 2028 erfolgen soll. Bei einem Volksnein wird der Pfauen im Bestand saniert. Bei einem Ja dauern die Instandsetzungsarbeiten mit kleineren Eingriffen von 2030 bis 2033. Für diese lange Zeitdauer wird nach einem Provisorium gesucht. Mehr dazu auf der Website des Hochbaudepartements der Stadt Zürich.

Schauspielhaus Zürich
Rämistrasse 34
8001 Zürich


Kontakt bei Rückfragen

Stadtzürcher Heimatschutz

Zürcher Heimatschutz

 

Stimmen

«Ja, die Arbeitsbedingungen hinter der Bühne sind schlecht, manche sagen sogar: unzumutbar. Dass hier Sanierungsbedarf besteht, ist unbestritten. Nur, hängt von Faktoren wie der Grösse von Zufahrtswegen, Lagerflächen und Umbaumöglichkeiten gleich die ganze Zukunft des Theaters ab? Lässt sich, wie von den Befürwortern des Neubaus behauptet, ohne ausgefeilteste Bühnentechnik kein gutes, kein modernes Theater mehr machen? Ich wage dies zu bezweifeln.»

Klara Obermüller, Journal21, 29.3.2021


«Es ist mir ein Rätsel, wie eine Stadt darauf kommen kann, ein so wunderbares Bauwerk zu zerstören»

Gerd Leo Kuck, ehemaliger Intendant des Schauspielhauses, NZZ, 18.11.2020


«Was aber bleibt dann von der aussergewöhnlichen Geschichte, die sich hier zwischen 1933 und 1945 abgespielt hat?»

Marion Wohlleben in TEC21, 14.5.2020


«Ein Abbruch wäre ein Frevel, über den man noch Generationen später den Kopf schütteln würde.»

Rico Bandle, Tagesanzeiger, 21.11.2020

Medien­mitteilung

Vorhang auf für die Instandsetzung der Pfauenbühne
Gemeinsame Medienmitteilung von Stadt Zürich und Schauspielhaus Zürich, 11.09.2024

NZZ

Der Pfauen-Saal steht für die ruhmreiche Vergangenheit des Zürcher Schauspielhauses. Nun soll er schonend saniert werden
Oliver Camenzind, NZZ, 11.09.2024

NZZ

«Der historische Pfauensaal des Zürcher Schauspielhauses ist gerettet»
Daniel Fritzsche, NZZ, 09.03.2022

WBW

«Schauspielhaus Zürich: Gegen den Abbruch des Pfauensaals»
Daniel Kurz, werk-notiz, werk, bauen + wohnen, 17.02.2021

Radio 1

Elmar Ledergerber: «Macht etwas Gescheiteres»
Der alt Stadtpräsident und frühere Verwaltungsratspräsident der Schauspielhaus AG zum Pfauensaal.

Morgenkolumne, Radio 1, 15.12.2020

Medien­mitteilung

«Zerstörung des Pfauensaals? - ein Akt der Ignoranz»
Medienmitteilung des Zürcher Heimatschutzes vom 18.11.2020

NZZ

«Die Abrissbirne droht über dem Zürcher Schauspielhaus: Es geht um mehr als bloss um Nostalgie.»
Kommentar von Urs Bühler in der NZZ vom 18.11.2020

Tagesanzeiger

«Der 94 Jahre alte Saal soll weg.»
Tagesanzeiger, 18.11.2020

FAZ

«Demolierung des Erbes»
Matthias Alexander, Frankfurter Allgemeine Zeitung, 17.11.2020

NZZ

«Ich gewichte die Zukunft des Hauses höher als den Erhalt des Saales.»
Der Zürcher Kulturchef Peter Haerle redet beim Umbau des Schauspielhauses mit, NZZ, 27.03.2019

Tagesanzeiger

«Der Pfauensaal muss erhalten bleiben»
Gastbeitrag von Lydia Trüb im Tages-Anzeiger, 18.03.2019

Tagesanzeiger

«Kampf ums Schauspielhaus»
Tagesanzeiger, 14.08.2018

NZZ

«Der Heimatschutz kämpft für den Theatersaal am Zürcher Pfauen»
NZZ, 14.08.2018

Medien­mitteilung

«Umfassende Modernisierung des Pfauens für das Schauspielhaus»
Präsidialdepartement, Hochbaudepartement, 06.07.2018

SRF

Kampf um den historischen Theatersaal
Regionaljournal Zürich Schaffhausen vom 14.08.2018

 

SRF

Interview mit Dirk Wauschkuhn
Regionaljournal Zürich Schaffhausen, 06.07.2018

GSK

«Das Schauspielhaus in Zürich: seine architektonische und städtebauliche Bedeutung»
in: Unsere Kunstdenkmäler: Mitteilungsblatt für die Mitglieder der Gesellschaft für Schweizerische Kunstgeschichte, 25 (1974)

SRF

«Der historische Pfauensaal bleibt Zürich erhalten»
SRF, 10.03.2022